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Militäreinsätze im Kosovo sind keine Garantie für einen sicheren Frieden. Aber wie wurden die ethnischen Rivalitäten entfacht? Die Antwort auf diese Frage ist der Schlüssel zu einem dauerhaften Frieden.
„Ich fühle mich verantwortlich, denn ich habe die Vorbereitungen für diesen Krieg getroffen, wenn auch nicht die militärischen. Wenn ich nicht die emotionelle Spannung im serbischen Volk erzeugt hätte, wäre überhaupt nichts passiert. Meine Partei und ich haben die Zündschnur des serbischen Nationalismus nicht nur in Kroatien, sondern überall in Bosnien-Herzegowina in Brand gesetzt. Wir haben dieses Volk angefeuert und ihm eine Identität gegeben. Ich habe es diesem Volk wieder und wieder gesagt, daß es vom Himmel kommt und nicht irdisch ist.“
iese Worte – ausgestrahlt im Jänner 1991 im jugoslawischen Fernsehen Yutel – und die Person, von der sie stammen, geben mehr Aufschluß über die Balkankonflikte als die vielen und unterschiedlichen Interpretationen von Medien und Politikern. Der Sprecher war der serbische Psychiater Jovan Raskovic, Gründer der serbischen demokratischen Partei (SDP) Kroatiens.
In der internationalen Diskussion um die politische, soziale und militärische Lage in den Balkanstaaten wird meistens vermieden, Raskovic zu erwähnen. Und doch, als einer der modernen Demagogen, der die ethnische Säuberung in der Region vorantrieb, spielte Raskovic eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der gegenwärtigen Ereignisse. Sein Ultranationalismus und sein Eifer in bezug auf die Schaffung eines ,Groß-Serbien‘ hatten schon mehr als ein Jahrzehnt zuvor den Boden für die 1992 beginnenden Massaker an ethnischen Gruppen in Jugoslawien bereitet. Und obwohl er in dem Jahr verstarb, schloß sein Vermächtnis die Ermordung, Folterung und/oder Vergewaltigung von Hunderttausenden Zivilisten mit ein.
Erzeugen einer paranoiden Nation
Der Einfluß Raskovics begann in seiner Heimatstadt Sibenik im südlichen Kroatien in den frühen achtziger Jahren. Seine Verwendung grundlegender psychiatrischer Theorien und Praktiken als Mittel der Unterdrückung war bereits offensichtlich.
Wie sein Psychiater-Kollege Brois Zmijanovic, der in der Zeitung Nedeljna Dalmacij am 17. Oktober 1991 schrieb, „wandte Raskovic bei Kroaten, speziell den kroatischen Frauen, Elektroschocks und andere sadistische psychotherapeutische Methoden mit besonderem Vergnügen an“.
„Das Unglück von Bosnien-Herzegowina ist einmal mehr einem Psychiater zuzuschreiben: Dr. Radovan Karadzic.“
Bosnische
Zeitung
Glas Slavonije
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Raskovic glorifizierte die serbische Minderheit in Kroatien, indem er ihnen in öffentlichen Versammlungen von Greueltaten berichtete, die im Zweiten Weltkrieg an orthodoxen Serben durch die Ustascha verübt worden waren, gerade dort, wo kroatische Faschisten von den Nazis als Marionetten-Anführer eingesetzt waren. Er sprach unaufhörlich von den Konzentrationslagern der Ustascha, die er dem „instinktiven Trieb der Kroaten zum Morden“ zuschrieb.
Als psychiatrischer Experte für Paranoia war Raskovic kaum im unklaren über die Wirkung seiner Erzählungen über massakrierte Kinder oder entleibte serbische Frauen, Ereignisse, die sich etwa 50 Jahre zuvor zugetragen hatten, die er jedoch schilderte, als wären sie eben erst passiert.
In den Achtzigern schrieb Raskovic selbst einiges über Psychiatrie für die Massen. Sein Lebenslauf von 1990 für die serbische Akademie der Wissenschaften listet viele seiner Schriften zum Thema Paranoia und zu anderen Themen auf, mit speziellem Augenmerk auf das Studium der Mechanismen, die Paranoia, Eifersucht und Aggressivität in den Massen auslösen.
In einem seiner bekanntesten Bücher, Ein verrücktes Land (Luda Zemlja), womit er Jugoslawien meint, schrieb Raskovic über das Miteinanderleben von drei ethnischen Gruppen: „Sowie Paranoia ihre Beziehungen überschattet, wird Haß der normale, menschliche Faktor, der Faktor der Verteidigung.“ Aber um Haß entstehen zu lassen, so schrieb er, mußte Paranoia bei den verschiedenen ethnischen Gruppen erst hervorgerufen werden.
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Der selbsternannte Initiator der ethnischen Säuberungen am Balkan, Jovan Raskovic, war ein sogenannter großer Psychiater. Sein hingebungsvoller Student, Patient und Führer der Massaker in Bosnien, Radovan Karadzic, ist ebenso Psychiater. Der gegenwärtige serbische Präsident Slobodan Milosevic wurde direkt von Raskovic beeinflußt und von ihm als Patient behandelt.
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Die Massenpsychologie der Paranoia war genau das, was in den Achtzigern in dieser Gegend zur Wirkung kam, als „im früheren Jugoslawien über Vergewaltigung als Kriegsverbrechen zu sprechen begonnen wurde“, schrieb Dr. Mladen Loncar vom Medizinischen Zentrum für Menschenrechte in Zagreb, Kroatien, Anfang 1993.
„Die serbischen Behörden lancierten diese Geschichten, um verschiedene politische Ziele zu erreichen, die Abschaffung der Autonomie des Kosovo und die Etablierung eines diskriminierenden Gesetzes. Sie verbreiteten die Nachricht, daß albanische Männer serbische Frauen im Kosovo vergewaltigten. Das wurde jedoch nie bewiesen, es gab auch keine medizinischen Gutachten darüber.
Es war eine ,Pilotstudie‘ zur Verwendung von Vergewaltigung zur Erreichung von politischen und militärischen Zielen“, schrieb Loncar weiter.
„Sie sahen, daß diese Methode für die Massen sehr effizient war. Sie provozierte psychologische Wirkungen, die Leute belagerten die Behörden, um mehr repressive Maßnahmen gegen die Albaner zu fordern. Sie ebnete auch den Weg für politisches Handeln. Der Parteiführer der Serben, Slobodan Milosevic, erklärte sich selbst zum ,Befreier‘ des serbischen Volkes, und nach seiner Wahl zum serbischen Präsidenten 1989 erkannte er dem Kosovo dessen Autonomie ab, die dem Land seit 1974 zum Wohle gereicht hatte.“
Loncar schrieb auch von „einer speziellen Gruppe von Psychiatern“ im Militärhospital von Belgrad, die „auf Kriegspsychologie spezialisiert waren und die Methode der systematischen Vergewaltigung trainierten und sie dann im Krieg gegen Kroatien und Bosnien-Herzegowina weiterhin verwendeten“.
Als sie den psychologischen Effekt von Vergewaltigung feststellten, schlachteten die Strategen eine Aussage des serbischen Bischofs Nikolai aus, in welchem dieser erklärte, daß 30.000 muslimische Frauen in Bosnien vergewaltigt worden seien, „um der übrigen bosnischen Bevölkerung Angst einzujagen. Das Ziel einer solchen Erklärung ist es, die Leute zu zwingen, ihr Land zu verlassen“.
Die Zündschnur in Brand setzen
Als der psychologische Krieg gegen die nicht-serbische Bevölkerung in Bosnien und Kroatien geführt wurde, verbrachte Raskovic mehr und mehr Zeit in Belgrad, wo er Unterstützung für seine Theorien und die Schaffung eines „Groß-Serbien“ gewann. Und 1990, mit der Publikation von Ein verrücktes Land, wenig mehr als ein Manifest seiner psychiatrischen Theorien über ethnische Unterschiede in Jugoslawien, „zündete er die Schnur“ quer durch die Nation.
Raskovic zufolge war den Kroaten eine „Furcht vor Kastration“ zu eigen, sie fürchteten sich vor allem, und deshalb könnten sie sich selbst weder durchsetzen noch Autorität oder Führerschaft ausüben.
Die Muslime, so behauptete er weiter, haben eine „anal-erotische Fixierung“, welche sie veranlaßt, Wohlstand anzusammeln und sich hinter fanatischen Einstellungen zu verstecken.
Die Serben, sein eigenes Volk, besaßen einen „Ödipus-Komplex“, der sie in die Lage versetzte, aufzustehen und „den Vater zu töten“. Das sei der Grund, so erklärte Raskovic, warum die Serben die einzige Gruppe mit Autorität seien und weshalb sie diese Autorität über die anderen jugoslawischen Völker auszuüben hätten.
Raskovics Buch wurde in einer öffentlichen Kampagne beworben, in welcher er als der größte Psychiater seiner Ära bejubelt wurde.
Während er seine ultranationalistisch-serbische Sache über die Medien und in öffentlichen Auftritten anheizte, gründete Raskovic die SDP in Kroatien. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die der serbischen Minderheit eingeprägte Paranoia gegenüber den Kroaten bis zum Blutvergießen eskalieren würde.
1990 wurden die serbischen Zivilisten der Krajina, dem hauptsächlich serbisch bewohnten Landstrich Kroatiens an der Grenze zu Bosnien und Serbien, von der Belgrader Regierung über die SDP mit Waffen ausgerüstet, um sich gegen die Kroaten „verteidigen“ zu können. Straßensperren wurden von den Serben errichtet, um Nicht-Serben davon abzuhalten, in das „serbisch“ proklamierte Gebiet der Krajina zu gelangen. Als die kroatische Regierung Polizisten sandte, um Ordnung zu schaffen, wurden diese getötet. Der Krieg war in Kroatien ausgebrochen.
Die Unruhen breiten sich aus
Während es in Kroatien sporadische Konflikte gab, eskalierten ethnische Rivalitäten im benachbarten Bosnien-Herzegowina. Dort, in Sarajevo, setzte Raskovic 1991 Radovan Karadzic als Leiter der bosnischen SDP ein. Die Wahl des Anführers der bosnischen Serben war keine beiläufige. Karadzic war Raskovics Schüler in Gruppenpsychologie 1988 und 1989 in Zagreb gewesen und sein politischer Lehrling. Seine Treue zu Raskovic war unerschütterlich. In einem Interview erklärte Karadzic 1991 öffentlich, daß er ideologisch „vor allem von Jovan Raskovic“ beeinflußt wäre.
Karadzic war wie Raskovic auf Gruppenpsychologie und Paranoia spezialisiert, wofür seine Arbeiten zum Thema, die er im Oktober 1987 dem Fünften Kongreß der Psychotherapeuten Jugos-lawiens in Sarajevo vorlegte, den Beweis erbringen. Karadzics „Forschung“ beinhaltete das Rezitieren einer Ge-schichte vor verschiedenen Patienten-gruppen, in der einige Leute Mitglieder ihrer eigenen Familien in Stücke schnitten.
Der einzige Zweck davon war, die intensive Furcht zu beobachten, die diese Geschichte bei den Patienten auslöste.
Es ist vielleicht nicht überraschend, daß Karadzics Arbeiten einen Verleger in der Londoner Travistock-Klinik fanden, einer Einrichtung mit einer eigenen dunklen Forschungsvergangenheit auf dem Gebiet „militärischer Psychiatrie“.
Das Einprägen von Grauen
Karadzic begann 1991 zusammen mit Raskovic eine systematische Kampagne, um der serbischen Minderheit in Bosnien-Herzegowina das Grauen einzuprägen. Sie organisierten eine Reihe von öffentlichen Zusammenkünften, bei denen Tausende Serben zugegen waren, denen dann von mutmaßlichen Bedrohungen und mörderischen Verschwörungen gegen sie von seiten der bosnischen Muslime berichtet wurde. Und bei einer nationalen Versammlung in Bosnien-Herzegowina im September 1991 hielt Karadzic eine erschreckende Rede, die die Schatten der kommenden Mörderhölle gegen die heimischen Muslime vorauswarf.
„Die Muslime müssen sehr aufpassen, was sie tun“, warnte er. „Sie könnten sehr leicht verschwinden.“
Ein neuer Trend hat begonnen
Während Karadzic politisch aufgestiegen war, um die im Namen der Eugenik betriebene SDP-Sache in ganz Bosnien durchzusetzen, war Slobodan Milosevic in Serbien an die Macht gekommen. Nach seiner Wahl 1989 zum Präsidenten der Republik verwandelte er die serbische Kommunistische Partei in eine nationalistisch-sozialistische Partei. Es war nur eine Frage von Monaten, bevor ethnische Rivalitäten das frühere Jugoslawien in bedrohlichem Maße überschwemmten und die ersten offenen Kriegshandlungen in diesem Gebiet ausbrachen.
In einer arroganten Behauptung bezüglich der strengen Durchführung des von ihm erstellten Programms erklärte Raskovic in Ein verrücktes Land, daß „Milosevic nicht der Begründer solcher Ereignisse in unserem Lande war, sondern nur das Werkzeug. Die Motive waren tiefer versteckt. Solche Motive waren in einem Kern von Angstgefühlen konzentriert, die nicht explodiert sind. Dieser Kern hat seine Schale verloren, und das ist alles. Diese Schale ist weggeschrumpft. Die inneren Reibungen sind weniger, die Schuldgefühle vorüber, und ein neuer Trend hat angefangen. Der entgegengesetzte Trend“, rief er aus.
Nachdem er das Grauen der serbischen Minderheit im Kosovo bereits während seines Aufstiegs zur Macht ausgereizt hatte, fuhr Milosevic fort, die Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen in dem Gebiet zu schüren und zu nähren. Indem er fortwährend die Idee verbreitete, daß die serbische Minderheit durch die ethnische Gruppe der Albaner „bedroht“ wäre, weitete Milosevic die Horte von Spannungen zu Abgründen ethnischer Unterschiede und des Hasses aus.
Wie Raskovic in einem Fernsehinterview erklärte, nachdem Milosevic zum Präsidenten gewählt worden war: „Milosevic ist das Resultat der Arbeit derer, die das serbische Volk wieder zu Bewußtsein gebracht haben.“
Die Theorien leben weiter
Die sporadischen Feindseligkeiten häuften sich mit der Zeit auf jugoslawischem Gebiet, und bis 1992 war die Zeit reif für eine dramatische Entladung der von Raskovic, Karadzic und Milosevic initiierten Spannungen. Zwei Monate nach den schrecklichen Ankündigungen Raskovics im jugoslawischen Fernsehen, in dem er die Verantwortung für „die Vorbereitung dieses Krieges“ mittels „emotionalem Druck im serbischen Volk“ beanspruchte, brach der Krieg in Bosnien-Herzegowina tatsächlich aus.
Und das Chaos breitete sich aus. Einige Monate später starb Raskovic in Belgrad an einem Herzanfall, und Karadzic wurde der Anführer der bosnischen Serben.
Im Zuge der Eskalation des Krieges berichtete die bosnische Zeitung Glas Slavonije am 11. April 1992: „Das Unglück von Bosnien-Herzegowina ist einmal mehr einem Psychiater zuzuschreiben: Dr. Radovan Karadzic.“
Raskovics Theorien verschwanden jedoch nicht mit ihm. Wie ein Artikel in Le Figaro, der französischen Nationalzeitung, am 13. April 1999 berichtete:
„Geschichte bleibt in den Köpfen der serbischen Bevölkerung sehr lebendig, und die jugoslawischen Medien vergleichen immer wieder das Bombardement von Belgrad durch die Nazis am 6. April 1941 mit den gegenwärtigen Luftangriffen der NATO. Fernsehwerbungen von RTS (Radio Television Serbien) stellen amerikanische und britische Politiker vor einem Hakenkreuz als Hintergrund dar.
Neben der Geschichte wird Psychoanalyse zu Propagandazwecken verwendet. Die Zeitung Vecernje Novosti veröffentlichte gestern eine brandneue These. Slobodan Jakulic, Direktor des Psychiatrischen Instituts Laza Lazarevic, erklärte, daß die Welt von Kammerjäger-Politikern regiert würde, deren Pläne, eine neue Weltordnung zu schaffen, von schweren Sexual-komplexen und Frustrationen inspiriert seien.“
Nach dieser Theorie ist Tony Blair ein Homosexueller, der sich in Clinton verliebt hat. Die US-Staatssekretärin Madeleine Albright erlebte während ihrer Kindheit ein tiefes Trauma in Jugoslawien, wo ihr Vater vor dem Zweiten Weltkrieg Botschafter der Tschechoslowakei war. „Aufgrund ihrer Häßlichkeit im Vergleich zu jungen serbischen Mädchen hätten die serbischen Burschen sie systematisch gemieden, was bei ihr einen andauernden Haß gegen das serbische Volk hervorgerufen hätte“, erklärte Dr. Jakulic.
Derartige bizarre psychiatrische Theorien über die Welt außerhalb Serbiens, über Jahrzehnte gehegt und gepflegt, bringen Ultranationalismus hervor sowie die mit ihm einhergehenden Rechtfertigungen für die Vernichtung von Menschenleben.
Verbrechen an der Menschheit
Am 25. Juli 1995 wurde Karadzic formal vom Kriegsverbrechertribunal der Vereinten Nationen der Verbrechen an der Menschheit angeklagt. Bisher ist er der Justiz entkommen.
Im Mai 1999 wurde auch Milosevic durch das Kriegsverbrechertribunal angeklagt. Wenn das Register bis jetzt ein Maßstab ist, dann würde die langfristige Anklage im Balkan wenig Unterschied machen, es sei denn, er und die anderen Unglücks- und Todeshändler würden tatsächlich vor Gericht gebracht. Während gegenwärtige westliche politische Aktionen darauf abzielen, die Gewalt und weiteres Unglück am Balkan einzudämmen, werden sie eine Wiederholung in der Zukunft keinesfalls verhindern. Noch werden sie die Gefahr mindern, der nicht nur Muslime, Kroaten und Bosnier, sondern auch Serben ausgesetzt sind. Es war schließlich dieselbe grundlegende psychiatrische Theorie von der Überlegenheit der Rasse, die die kroatische Ustascha von den Nazi-Eugenikern während des Zweiten Weltkriegs lernten, um die Serben als eine von mehreren „minderwertigen“ ethnischen Gruppen auszulöschen.
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, daß Psychiater nicht zum ersten Mal politische Kräfte manipuliert haben, um ihre Pläne auszuführen.
Aber die psychiatrischen Theorien, die die Bewegung der Rassenhygiene in den dreißiger Jahren verbreiteten, sind mit dem Zweiten Weltkrieg nicht verschwunden. Sie sind noch immer Kern der „modernen“ Psychiatrie und warten auf die Raskovics, Karadzics und Milosevics dieses „Berufes“, um sie in die Praxis umzusetzen.
Daher kommt die größte Gefahr nicht von den Armeen und Politikern, sondern von den Männern in weißen Mänteln, die den Gedanken hochhalten, daß menschliche Wesen „lebensunwertes Leben“ seien.
Das letzte Mal, als es Bomben auf Belgrad hagelte, warfen sie Hitlers Flieger ab. Aber im Gegensatz zu den Bemühungen der NATO, weiteres Morden zu verhindern, waren die Nazi-Angriffe darauf ausgerichtet, es zu fördern.
Nach der Nazi-Invasion in Jugoslawien 1941 wurde das Territorium zwischen Deutschland und seinen Verbündeten aufgeteilt. Im Norden gründeten lokale Faschisten, die mit den Achsenmächten verbündet waren, einen „Unabhängigen Staat Kroatien“.
Programme im Sinne der „Rasse-Reinheit“ wurden gegen Serben, Juden, Zigeuner und andere ethnische Gruppen durchgeführt. Mehr als 600.000 wurden getötet. Inspiriert durch den Führer begingen die Kroaten Greueltaten, welche die Serben kürzlich zum Anlaß nahmen, um ihre eigenen Verbrechen zu rechtfertigen.
Aber Hitler selbst folgte einer makabren Vision, die vor ihm schon andere hatten. Nicht Hitler brachte seine berühmten „Todesärzte“ hervor. Vielmehr waren es diese, die Hitler hervorbrachten.
Der Verfasser des Sterilisationsgesetzes war der deutsche Psychiater Ernst Rudin, der das Gebiet der „psychiatrischen erblichen Biologie“ 1926 ins Leben rief.
Daraus wurde in den dreißiger Jahren die „psychiatrische Genetik“. Rudins Ideen führten zur Erstellung eines Tötungsprogrammes in einigen von Deutschlands psychiatrischen Krankenhäusern.
Die ersten, die sterben mußten, waren geisteskranke Patienten. Rudin bejubelte Hitler öffentlich dafür, daß er „den mehr als 30 Jahre alten Traum der Psychiatrie zur Realität machte“.
Später „involvierte das Genozidprogramm praktisch die ganze deutsche Psychiatrie“, stand in The World Must Know, einer von Dr. Michael Berenbaum verfaßten Geschichte des Holocaust.
Erst kürzlich wurden verschiedene europäische Regierungen und private Banken gezwungen, für ihre Mittäterschaft bei Naziverbrechen Verantwortung zu übernehmen. Es wäre an der Zeit, daß die Psychiatrie als Berufsstand dasselbe täte.
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